Ein Selfie mit dem Rapper? Ein Autogramm im Hausaufgabenbuch? Oder sogar ein wenig Small Talk?
Noch lange nach dem Ende der offiziellen Veranstaltung in der Aula am 26.11.2019 warteten Schülerinnen und Schüler auf ein Date mit ihrem Star Ben Salomo. Aber wer ist das eigentlich?
Acht Jahre lang hostete er „Rap am Mittwoch“, eine Battle-Rap Veranstaltung mit etwa 417.000 Abonnenten und mehr als 112 Millionen Views. Vor etwa einem Jahr jedoch wurden ihm Antisemitismus und Rassismus in der Rapper-Szene endgültig zu viel: Der gebürtige Israeli und bekennende Jude beschloss, „Rap am Mittwoch“ zu beenden.
Seither geht er in Schulen und erzählt von seiner Kindheit und Jugend in Berlin – und zwar so eindringlich und lebendig, dass ihm alle in der voll besetzten Aula konzentriert zuhören.
In seinem Leben gab es immer wieder antisemitische Anfeindungen, z. B. als er als 15-Jähriger auf eine Party kam, auf der ihn drei Jugendliche fragten, ob er die jüdische Nationalhymne kenne. Als er antwortete, dass es die doch gar nicht gebe, sondern nur eine israelische, hielt ihm einer sein Feuerzeug unter die Nase, drückte aufs Gas und sagte: „So geht die jüdische Nationalhymne!“ „Mir fiel es nach solchen Vorfällen schwer, neue Freundschaften einzugehen.“, erzählte Ben Salomo – ein Satz, der tief bewegte und nachfühlbar machte, welche Auswirkungen diskriminierende Bemerkungen auf die Entwicklung und das Leben gerade von Kindern und Jugendlichen haben können.
Wie präsent Antisemitismus auch heute noch ist, war für viele Schülerinnen und Schüler sehr überraschend: „Dass Polizisten vor jüdischen Kindergärten stehen müssen, um deren Sicherheit zu gewähren, war mir neu. Das ist sehr schockierend!“
Mit einer spontanen Umfrage durch Handheben machte Ben Salomo deutlich: Nur wenige aus dem Publikum kennen einen Juden oder eine Jüdin persönlich, aber sehr viele haben bereits Vorurteile und Gerüchte über sie gehört. Häufig werden diese durch Witze weitergetragen und verstärkt.
Ben Salomos Botschaft an die Schülerinnen und Schüler ist ganz klar: Weder in Wort noch in Tat sollten sie sich zu antisemitischem oder rassistischem Verhalten anstiften lassen. Stattdessen wünscht er sich, dass sie Gerüchten – egal gegen welche Menschengruppe sie sich richten – mutig widersprechen, wann immer ihnen Menschen-feindlichkeit begegnet. Nach der Wissensquelle „Woher weißt du das?“ zu fragen, ist z.B. ein guter Einstieg, um Gerüchte zu enttarnen.
Das Fazit einer Schülerin zeigt, dass diese Botschaft angekommen ist: „Ich habe mir fest vorgenommen, direkt, auch in der Öffentlichkeit, etwas zu sagen, wenn jemand antisemitische oder menschen-feindliche Gedanken äußert!“
Und ganz am Schluss rappte Ben Salomo dann doch noch für uns. Sein neuer Song „Sie sagen mir“ ist Mahnung und Aufforderung an uns alle: „Wehret den Anfängen, ist das denn so anstrengend?“
Leider wurde eine Woche später durch einen bei der Veranstaltung nicht anwesenden Reporter der Vormittag mit Ben Salomo in der Rhein-Zeitung so dargestellt, dass ein nicht zutreffender Eindruck vom schulischen Alltag am Gutenberg-Gymnasium entstehen kann. So schnell können über Medien Gerüchte in der Welt verbreitet werden.
Ben Salomo: „Ich habe mich am Gutenberg-Gymnasium sehr wohlgefühlt und wurde von der Berichterstattung vollkommen überrascht. Der Zwischenfall, auf den sich die Berichterstattung bezieht, war ein Meinungsstreit, an dem man erkennen konnte, dass die Arbeit, die wir mit den Schulveranstaltungen machen, äußerst wichtig ist. Eine wie auch immer geartete Beschimpfung habe ich allerdings nicht erlebt und auch nirgends beschrieben.“
Christoph Giesa (Friedrich-Naumann-Stiftung): „Das Gutenberg-Gymnasium ist vorbildlich, was den Umgang mit unterschiedlichen Ausprägungen von Menschenfeindlichkeit angeht. Das kann ich sagen, weil ich nicht zum ersten Mal mit einer Veranstaltung vor Ort war und das Kollegium als äußerst engagiert kennengelernt habe. Der Artikel in der Rhein-Zeitung hat ein wichtiges Thema – Antisemitismus unter Jugendlichen – aufgegriffen, trifft mit dem Gutenberg-Gymnasium allerdings genau die falschen.“
Wir beziehen als Schule klar Stellung gegen Rassismus. Als Bildungseinrichtung sehen wir es als unsere Aufgabe, unseren Beitrag zur Demokratieerziehung zu leisten. Wir sind „Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“ und möchten unsere SchülerInnen stark machen, sich für Toleranz und gegen Ausgrenzung einzusetzen. Hierzu organisieren wir Studientage für Lehrkräfte und vielfältige Projekte für unsere SchülerInnen, zu denen der Besuch von Ben Salomo gehörte.
Wir danken Ben Salomo für seinen Besuch, der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Finanzierung dieser wertvollen Veranstaltung sowie Herrn Giesa für die Moderation.
A. Göttges (für den AK „Demokratie lebt“)
M. Russ (für die Schulleitung)
Hier nun einige Eindrücke der Veranstaltung: